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Feriendialyse

Personen, die regelmäßig Dialyse benötigen, sind leider stark in ihrer Flexibilität bei der Tagesgestaltung eingeschränkt. Der Dialyserhythmus bestimmt den Alltag und leider nicht andersrum. Doch die Notwendigkeit von Dialyse-Sitzungen muss nicht das Aus für das Reisen bedeuten. Sicherlich ist es deutlich aufwändiger und mit viel Organisation verbunden, doch in Europa gibt es mittlerweile ein breites Netz an Dialysezentren, die die sogenannte "Feriendialyse" anbieten.

Es gibt unterschiedliche Dialyseverfahren. Die Hämodialyse, bei der das Blut außerhalb des Körpers im Dialysezentrum gereinigt wird, ist die am meisten im Ausland angebotene Form der Feriendialyse. Wir haben im familiären Umfeld bereits Erfahrungen in Paris hiermit gesammelt und listen hier die wichtigsten Infos auf:


Besprechung mit dem behandelnden Arzt:

Allererster Schritt sollte auf jeden Fall das Gespräch mit dem behandelnden Arzt sein. Er kennt alle wichtigen Werte, weiß, wie gut die Dialyse vertragen wird und ob alle Faktoren so gut/stabil sind, dass man die Auslandsreise wagen kann. Neben der medizinischen Versorgung vor Ort an sich bringt jede Reise Aufregung, Stress und Anstrengungen mit sich und die Strapazen der Dialysesitzung kommen on top. Doch wenn die Grundkonstitution gut ist, steht dem nichts im Wege. Desweiteren ist eine enge Abstimmung notwendig, da der Arzt wichtige Daten und Informationen aufbereiten muss, so dass die Dialyse im Ausland wie zu Hause stattfinden kann.


Klärung mit der Krankenkasse:

Zu Hause in Deutschland wird alles über die Versichertenkarte mit der Krankenkasse abgerechnet. Im Ausland sieht dies anders aus. Im Europäischen Ausland kann die Krankenkassenkarte zwar mit allen wichtigen Informationen ausgelesen werden und die deutsche Krankenkasse ist auch verpflichtet, einen Teil der anfallenden Kosten zu tragen, doch die direkte Abrechnung ist oft nicht möglich und meistens decken die übernommenen Kosten nicht den fälligen Gesamtbetrag. Daher ist es sinnvoll, sich vorher über den zu erwartenden Erstattungsbetrag und die Modalitäten der Abwicklung zu informieren.


Manche Krankenkassen haben Vertragspartner im Ausland, so dass in diesem Fall u.U. sogar eine direkte Abrechnung über die Krankenkassenkarte möglich ist. Dies ist aktuell allerdings leider noch meistens die Ausnahme, da derartige Kooperationen auch nur in stark touristisch erschlossenen Regionen vorkommen.


Die Regel ist eher, dass man selber in Vorlage tritt und eine Rechnung erhält, die man dann zu Hause bei der Krankenkasse einreicht, um den Erstattungsbetrag überwiesen zu bekommen.


Wenn die Sachbearbeitung außerdem schon im Vorwege von der geplanten Feriendialyse weiß, kann eine entsprechender Vermerk gemacht werden, der dann später die Abrechnung erleichtert und ggf. wird sowieso eine Bescheinigung zur (anteiligen) Kostenübernahme gefordert.


Frühzeitige Kontaktaufnahme mit dem Dialysezentrum der Wahl am Urlaubsort:

Unter dem Stichwort "Feriendialyse" mit Angabe des Reiseziels erhält man im Internet Infos über die sich in der näheren Umgebung befindlichen Dialysemöglichkeiten. Dies können Dialysezentren, Praxen oder auch nephrologische Abteilungen in Kliniken sein. Eine bekannte Kette ist z.B. DIAVERUM, so dass man auch gezielt über den Namen einer Kette in der Urlaubsregion suchen kann.


Sofern es nur eine Möglichkeit gibt, dann sollte man sich in gut erreichbarer Nähe eine Übernachtungsmöglichkeit/Stellplatz suchen. Gibt es mehrere, hat man mehr Auswahl. Sind Übernachtungs- und Dialysemöglichkeit ausgelotet, dann rechtzeitig Kontakt aufnehmen.


Entweder per Mail mit allen wichtigen Infos wie Art der Dialyse, Dialyserhythmus, Reisezeitraum, gewünschte Termine, etc. oder telefonisch.


Tipp: sofort fragen, welche Informationen und Werte mit welchem Aktualitätsstatus benötigt werden und ob es ggf. Vordrucke hierfür gibt. Ein Vordruck hat den Vorteil, dass nichts vergessen werden kann und auch in der Form notiert wird, wie es die aufnehmende Partei erwartet. Es gibt hierfür kein standardisiertes Verfahren und oftmals sind die Unterlagen auch in Landessprache. Hierdurch erspart man sich Schriftverkehr und Zeitverzögerungen bei der Bearbeitung.

Mit Hilfe von Deepl-Übersetzer kann man übrigens auch selbst PDFs übersetzen. Dies sollte dann möglichst nur als Ausfüllhilfe dienen. Man ist gut beraten, seine Eintragungen im Landesformular vorzunehmen. Das macht die Bearbeitung leichter. Diese Erfahrung haben zumindest wir gemacht.

Benötigte Unterlagen:


Hierfür gibt es keinen Standard. Bei DIAVERUM in Frankreich wurde folgendes gefordert:

• Kopie des Personalausweises

• Kontaktdaten zu Hause und am Ferienort

• Kopie der Europäischen Krankenversichertenkarte

• Bestätigung der Kostenübernahme der Krankenkasse

• Blutgruppenausweis

• Benennung einer Ansprechperson während der Behandlung vor Ort

• Ärztlicher Bericht mit Angaben zum Medikamentenplan, Allergien, Dialysemodalitäten,

             Detailinfos zum Behandlungsverfahren zu Hause, und weiteren Angaben (Vordruck)

• Letztes Blutbild und VRE Ergebnisse, nicht älter als 3 Monate

• Status der Serologie-Testungen (HIV, Hepatitis), nicht älter als 3 Monate

• Corona-Impfnachweis

• Jetzt nicht mehr notwendig: Selbstauskunft/Gesundheitserklärung im Hinblick auf Corona (1-2

             Tage vor Abreise)

  • Jetzt nicht mehr notwendig: Tagesaktueller Corona-Schnelltest


Terminabstimmung an sich:

Auch wenn man den bzw. die Wunschtermine bereits bei der ersten Kontaktaufnahme mitgeteilt hat, so findet die finale Terminplanung des Dialysezentrums i.d.R. erst mit ca. 2-3 Wochen Vorlauf statt. Denn hier werden neben den (eher geringen) Anfragen für die Feriendialyse primär die regelmäßigen Dialysepatienten geplant. Das passt natürlich nicht zur Zeitplanung eines WoMi-Reisenden, der alle Rahmenbedingungen weit im Voraus berücksichtigen sollte. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass man nicht panisch werden muss, wenn man längere Zeit nichts hört. Auch wenn ich mit fortschreitender Zeit immer nervöser wurde, so habe ich erst 2 Wochen vor Anreise eine höfliche Mail geschrieben, mit der ich nicht nur die Uhrzeit erfragt, sondern auch gleich nochmals hinterfragt habe, ob denn jetzt auch wirklich alles so vorliegt, wie sie es erwarten. Die Rückmeldung kam umgehend - die Koordinatorin hatte alles im Griff.


Durchführung der Dialyse:

Zuhause kennt man die Räumlichkeiten und Abläufe, ist ein eingespieltes Team mit dem Personal. Andere Länder bedeuten neben der fremden Sprache auch andere Sitten und andere Technik. Sitzt man zu Hause in einem Stuhl, so kann man sich in Frankreich z.B. plötzlich in einem Bett wiederfinden. Dann gilt es zu improvisieren, was Ablagemöglichkeiten oder übliche Gewohnheiten während der Dialysesitzung anbelangt. Auch das Essen und Trinken, das angeboten wird, kann anders als zu Hause sein. Entweder einfach das neue ausprobieren, oder wenn man auf etwas Besonderes angewiesen ist bzw. nicht darauf verzichten möchte, einfach mitnehmen. Nettes Fragen ist selbstverständlich auch immer eine Option - in unserem Fall wurde eigens Käse besorgt. Das war natürlich Luxus pur. Eines ist auf jeden Fall sicher: nicht nur Ihr als Patient seid aufgeregt, das Personal ist es auch. So wie für Euch alles fremd ist, so seid Ihr auch Fremde für sie. Allerdings eines ist gewiss: sie wollen ihren Job gut machen und hoffen, dass Ihr Euch auch gut betreut fühlt.


Kleiner Tipp: Wer gerne Fernsehen schaut, sollte bedenken, dass es im Ausland nur die lokalen Sender gibt - also in der Landessprache. Deutsches Fernsehen ist extrem selten, von daher am besten ein Handy, Tablet o.ä. mitnehmen, nach dem WLAN-Code fragen und dann darüber das anschauen, was man möchte.


Tagesplanung:

Jedes erste Mal in einer neuen Einrichtung ist mit erhöhtem Stress und Aufregung verbunden. Jede weitere Sitzung wird schon wieder etwas mehr zur Routine. Von daher macht es Sinn, die Tage rund um die Dialysesitzungen zu planen und für die Dialysetage selbst kein großes Programm vorzusehen. Alles, was man dann spontan noch zusätzlich unternimmt, macht den Tag noch besser, als er sowieso schon ist. Und wenn erst mal alles bei der Dialyse läuft, dann kann der Partner / die Mitreisenden in diesen 4 Std. auch etwas anderes unternehmen. Der Patient ist betreut und in guten Händen. Eventuell mehrere Tage an einem Ort bleiben und dann erst weiterziehen, kann das Dialyse-Reisen ebenfalls entspannen. Wir Menschen sind halt einfach Gewohnheitstiere.


Die von mir geschilderten Erfahrungen stammen aus Paris (2023) und wir haben uns hierbei eine feste Unterkunft gesucht, da eine Wohnmobilreise für den Dialysepatienten nicht möglich gewesen wäre. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass WoMi Reisen trotz Dialysenotwendigkeit möglich ist, wenn die körperliche Konstitution diese Reiseart zulässt. Nicht so flexibel, wie man es gerne hätte, aber mit längerer Verweildauer an einem Ort und ein wenig Zeit immer noch machbar.

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