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Bassin d'Arcachon und Cap Ferret

Mit fragendem Blick schleiche ich um den Parkautomaten, der alles andere als vertrauenserweckend, geschweige denn funktionierend aussieht. Laut Aufschrift kostet das Parken am Strand "Le Petit Nice" Parkgebühren - und das nicht gerade wenig. Allerdings hat keiner ein Ticket in der Scheibe und der Parkplatz ist voll. Da werde ich von einem jungen Aussteigerpärchen auf Spanisch angesprochen, dass ich nichts einwerfen solle, man könne so stehen. Der Quercheck mit den Stellplatznachbarn ergab, dass sie das auch so handhaben, also haben wir uns eines der wenigen freien Plätzchen gesucht, aus dem wir hoffentlich auch wieder rauskommen. Außerdem stehen die Spanier mit ihrem ausgebauten LKW ja schräg gegenüber und der "Außeneinrichtung" zu Folge auch schon länger. Wir genießen einen tollen Tag am Strand, grillen im warmen Sand und planen die Radtour zur Dune du Pilat am nächsten Tag. Es ist spät geworden, aber im Urlaub kann man ja ausschlafen - na ja - nicht, wenn spanische Aussteiger neben einem stehen. Denn dann kräht um 05:00 Uhr der Hahn. Ja, ein echter Hahn, kein tropfender Wasserhahn! Erst dachte ich an einen schlechten Albtraum, dann stellte ich beim verschlafenen Blick aus der WoMi-Tür fest, dass der kleine Zaun um ihr Fahrzeug, keine Abgrenzung für ihre Terrasse sein sollte, sondern das Freigehege für die Hühner, die sie dabei haben, ist. Schon spannend, was man alles so auf Reisen lernt. Wir haben das Tier also einfach ignoriert und sind insgesamt 4 Nächte dort geblieben, bevor wir weiter gezogen sind. Tim hat Anschluss gefunden und nach den Radtouren mussten wir uns ja am Strand erholen.

Die große Badewanne mit den langen Traumstränden und der größten Wanderdüne Europas, so kann man das Bassin grob umschreiben, wird ihm damit allerdings nicht gerecht.


Westlich von Bordeaux erstreckt sich das Bassin d'Arcachon. Rund um das Bassin und weiter runter an der Atlantikküste findet man die langen Sandstrände, die im geschützten Bereich des Bassins Badeparadies für Familien und im weiteren Verlauf des Atlantiks mit den hohen Wellen heiß beliebt bei Wassersportlern sind. Im Sommer kommen die Touristen in Scharen und bevölkern die angrenzenden Orte. Hier besitzen allerdings auch viele Einwohner Bordeauxs eine kleine Cabane und verbringen die Wochenenden oder den Urlaub am Meer und die Einheimischen selbst schätzen die Zeit außerhalb der Saison, wo es hier durchaus auch beschaulich zugehen kann.


Die Dune de Pilat ist die größte Wanderdüne Europas. Sie ist 110m hoch, 500m breit und etwa 2,7km lang. Über steile Treppen kommt man oben hinauf und hat von dort aus einen atemberaubenden Blick auf das Bassin, das gegenüberliegende Cap Ferret und die Pinienwälder im Hinterland.


Viele Campingplätze befinden sich entlang des Küstenstreifens, an der Hauptstraße in Richtung Bordeaux gibt es diverse Freizeiteinrichtungen und Arcachon selbst ist ein hübscher Ort mit Strandpromenade, für die Badeorte typischem Karussell und dem Fähranleger, der einen auf die andere Seite zum Cap Ferret bringt.


Die Landzunge gegenüber vom Bassin d'Arcachon wird gern im Ganzen als "Cap Ferret" bezeichnet, wobei streng genommen nur der vordere Teil das Cap ausmacht. An der dem Atlantik zugewandten Seite findet man mehrere ausgewiesene Badestrände, die man entweder mit Fahrrad durch den Pinienwald oder mit dem Auto erreichen kann. Hier wird Baden und Wassersport groß geschrieben. Es gibt Badeaufsicht, Wassersportstationen, Restaurants, ….


Auf der dem Bassin zugewandten Seite findet man die kleinen Ortschaften mit Campingplätzen, Ferienwohnungen und den vielen kleinen Cabanes direkt am Bassin, wo man neben den Austern (direkt vom Züchter) auch allerlei andere Meeresfrüchteplatten und Fischgerichte mit tollem Ausblick genießen kann. Bei Ebbe liegen die bunten Fischerboote schräg auf dem Schlick, bei Flut schaukeln sie auf den Wellen und bieten nicht nur bei Sonnenuntergang tolle Fotomotive.


In der Mitte der Landzunge führt eine lange Straße entlang, die den oberen Teil mit dem unteren verbindet und auf der dem Atlantik zugewandten Seite liegt der riesige Pinienwald mit seinem perfekt ausgebautem Wegenetz, das bei Radfahrern, Wanderern und Joggern gleicher Maßen beliebt ist.


Ganz unten an der Spitze des Caps steht der rot-weiße Leuchtturm und hier im Ort legen auch die Fähren an, die das Cap mit Arcachon verbinden. Enge Gassen, bunte Holzhäuschen, gepflegte Blumenvorgärten, hier kommen wir jedes Mal ins Schwärmen und auch gerne mal mit Extraschleife bewusst her.


Das Bassin ist des Weiteren bekannt für seine Austernzucht. Hier lagern die begehrten Köstlichkeiten in ihren Körben auf den Austernbänken und man erhält rund ums Jahr stets frische Austern direkt vom Züchter. Frischer und auch günstiger geht nicht. Auch einige Sterneköche haben sich hier niedergelassen und so findet man für jeden Geldbeutel und Geschmack das passende Essen.


Wir persönlich lieben die kleine Cabane "À la Bonne Franquette" im Hafen von Claouey. Man sitzt auf Plastikstühlen mit Blick aufs Bassin, lässt sich den Wind um die Nase wehen und genießt einfach nur das Dasein. Aus der Küche kommen nicht nur Austernplatten sondern auch prall gefüllte Teller mit weiteren Köstlichkeiten aus dem Meer, die Moules mit Frites schmecken ausgesprochen lecker und für uns sind natürlich die "heißen Austern" das Highlight schlechthin. Hierfür fahren wir auch gern mal einen Umweg - frischer und leckerer als hier haben wir sie halt bisher noch nicht gegessen.


An der Küste die breiten Strände, auf der anderen Seite die großen, breiten Pinienwälder, in denen sich nicht nur einige große Seen sondern auch ein breites und gut ausgebautes Radwegenetz bis runter ins Baskenland versteckt. Ein idealer Ort, um Chillen und sportliche Aktivitäten miteinander zu verbinden. Leider haben hier 2022 große Feuer gewütet und kilometerweite Flächen an Pinienwald zerstört. Wir lieben diese Ecke und dies tut uns in der Seele weh.


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