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Fêtes de Bayonne

Eigentlich wollten wir uns ja Biarritz anschauen, doch da wir in den einschlägigen Portalen gelesen haben, dass man hier mit WoMi nur sehr schwer Park- und Übernachtungsmöglichkeiten findet, haben wir beschlossen, einen der Stellplätze im "Nachbardorf" Bayonne zu wählen und eine schöne Radtour nach Biarritz zu unternehmen. Als wir uns Bayonne näherten, sahen wir eine kleine Gruppe junger Leute, die alle in weiß mit roten Tüchern um Hüfte und Hals gekleidet waren. "Hier findet wohl eine Feier statt", meine Holger. "Kann auch ein Junggesellenabschied sein", entgegnete ich, denn bei 3 Jungs waren hinten auf dem T-Shirt Fotos drauf. Wir fuhren in Richtung des anvisierten Stellplatzes und so langsam wurde mir klar, dass dies kein Junggesellenabschied sein konnte. Es sei denn, der Bürgermeister von Bayonne richtet einen aus und hat die ganze Stadt eingeladen. Denn je dichter wir an die Altstadt kamen, umso mehr identisch gekleidete Leute liefen zielstrebig am Straßenrand entlang. Alle ganz in weiß mit einem roten Halstuch und einem roten Schal oder Gürtel um die Hüfte. Also hieß es Handy zücken und Google befragen. So stellten wir fest, dass hier aktuell die "Fêtes de Bayonne", eines der wichtigsten kulturellen Ereignisse im Baskenland stattfand. Die Stellplätze waren natürlich voll und so haben wir uns neben ein paar WoMis auf einem Parkplatz gestellt. Ich habe mein Schrankfach durchforstet und mit der weißen Shorts – die ich für "Gut" eingepackt hatte – und dem weißen Shirt, das zu einem Rock gehörte, war ich sofort perfekt gekleidet. Sogar einen roten Gürtel hatte ich durch Zufall dabei. Das rote Tuch, das um den Hals gehörte, haben wir vor Ort erworben und so war nur Holger als Tourist erkennbar, da er mit blauer Shorts und weißem Shirt mit Emblem daherkam. Auf dem Weg ins "Epizentrum" sahen wir, dass links und rechts des Radweges Zelte aufgebaut waren, kleine Transporter quer auf der Wiese standen, also wildes Camping angesagt war. Dies beruhigte mich ungemein und somit war klar, dass uns an diesem Wochenende niemand vom Parkplatz verjagen würde.

Die Fêtes de Bayonne ist eine der wichtigsten kulturellen Veranstaltungen Frankreichs und findet jährlich rund um das erste Augustwochenende in Bayonne statt.


Sie beginnt am Mittwoch vor dem ersten Augustwochenende und endet am Sonntag. In dieser Zeit ist die komplette Innenstadt abgeriegelt und wird zur Partymeile. Das Rathaus ist festlich geschmückt und dient als zentraler Platz für die Prozession rund um König Loui, der oben auf dem Balkon thront. Hier und noch an 2-3 weiteren Orten in der Stadt ist eine Bühne aufgebaut, wo Livebands spielen. Die Brücke über den Nive wird zur Vergnügungszone mit allerlei Fahrgeschäften für Klein und Groß. Die schmalen Gassen der Stadt werden zu langen Tresen. Denn hier hat man sich etwas Besonderes ausgedacht: Neben den kleinen Geschäften sind "Pop-Up-Bars" mit Getränkeausschank aufgebaut, an den Hausfassaden riesige Lautsprecher angebracht und jeder Straßenzug wird damit mit einheitlicher Musik beschallt. Man kann also von Stand zu Stand gehen oder einfach nur durchschlendern und hört dabei die gleiche Musik - wie auf einem Dance Floor.


Die ganz besondere Atmosphäre dieser Veranstaltung resultiert aus dem Dress-Code: Alle Besucher sind rot-weiß gekleidet - in den Nationalfarben des Baskenlandes. Weiße Shorts und weißes Shirt, unterbrochen durch einen roten Gürtel oder Schal um die Hüfte und einem roten Tuch am Hals. Tücher und Schals kann man am Eingang der Partyzone zu fairen Preisen erwerben. Millionen von Menschen, die diese Veranstaltung jährlich besuchen, alle in rot-weiß gekleidet zaubern einen unvergleichlichen Flair.


Es gibt Folkloreaufführungen, Samba-Bands, die sich unters Volk mischen und für Stimmung sorgen und allerlei stimmungsvolle Bandauftritte. Auch Stierkämpfe finden statt, allerdings wird hier kein Tier getötet. Besonders mutige können sich ein Ticket für den Innenraum kaufen und dort versuchen, die Tier zu berühren oder drüber zu springen. Die Tiere mögen das natürlich nicht und jagen die Leute quer durch die Arena. Die weniger mutigen - so wie wir - können für €5,00 sicher auf der Tribüne sitzen und dem verrückten Treiben zuschauen.


Mittwochs und donnerstags ist der Besuch kostenlos, von Freitag bis Sonntag kostet es Eintritt und man kann Bänder in verschiedenen Tageskombinationen erwerben.


Das WoMi Parkverbot kann man in dieser Woche auch mit gutem Gewissen ignorieren, denn die Wiese entlang des Flusses mutiert zum Campingplatz. Hier wird im Auto gepennt, das Zelt aufgebaut, unter freiem Himmel genächtigt, etc.


Auch aus der näheren Umgebung kann man die Partymeile gut erreichen, denn neben den regulären Busverbindungen sind auch Sondershuttles eingerichtet.


Die Radtour nach Biarritz haben wir zwischen ein paar Feierpausen trotzdem unternommen, können bestätigen, dass man dort mit WoMi nicht gut parken kann und haben gelernt, dass Bayonne nicht das "Nachbardorf" sondern die Landeshauptstadt des französischen Baskenlandes ist.


Reisen bildet - hier einmal wieder ums neue bewiesen. Wir haben sehr viel Spaß gehabt, konnten uns ausgelassen unter die Einheimischen mischen und haben 2 Nächte lang mitgefeiert und auch viel vom Tagesprogram angeschaut, das ebenfalls absolut lohnenswert ist. Von uns ganz klare Empfehlung: wenn Ihr an diesem Wochenende in der Nähe von Bayonne seid - hingehen und mitfeiern.

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