Das giftige Petermännchen
Wenn man den Namen "Petermännchen" hört, denkt man an nichts Böses. Doch genau das ist dieser Fisch! Denn er lebt auf sandigem oder schlammigen Grund, versteckt sich gern im warmen Schlick und tarnt sich sehr gut in seiner Umgebung. Wenn er seine giftigen Stachel ausfährt und man hinein tritt bzw. anfasst, hat dies üble Folgen für uns Menschen.
Holger hat leider an seinem ersten Urlaubstag in Stavanger in den Giftstachel gefasst und hatte über 4 Monate mit den Folgen zu kämpfen, da weder wir noch die Personen in unserem Umkreis wussten, was das für ein Fisch war, der ihn hier "gestochen" hat und wie man richtig damit umgeht. Aus diesem Grunde widme ich diesem "Giftfisch" ein separates Kapitel, so dass Ihr gewappnet seid, sollte Euch einmal das Gleiche passieren.
Das Petermännchen kommt überwiegend in den subarktischen Gewässern des Atlantiks, in der Nord- und Ostsee und im Mittelmeer vor. Es kann bis zu 50cm lang und 2 kg schwer werden. Der Fisch hat einen langgestreckten, seitlich abgeflachten Körper mit einem großen Kopf, großen Kulleraugen und einem vorstehenden Maul. Die Rückenflosse ist in zwei Teile geteilt und ähnelt ein wenig der des Zanders oder eines Drachens, wie es unser Sohn beschrieben hat. Die erste Flosse trägt Giftstachel und ist das Gefährliche an diesem Fisch. Die Farbe des Petermännchens variiert von braun bis grün mit gelben Flecken.
Die Giftstachel in der ersten Rückenflosse und den Kiemendeckeln des Petermännchens enthalten ein starkes Gift, das beim Menschen zu schmerzhaften Stichen, Schwellungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Herzrasen und in seltenen Fällen sogar zu Schock, Atemlähmung oder gar zum Tod führen kann. Es können Rötungen und Entzündungen an der Einstichstelle entstehen, in ganz schlimmen Fällen kann es sogar zum Gewebeabsterben kommen.
Die Giftstachel des Petermännchens sind mit Widerhaken versehen und dringen tief in die Haut ein. So gelangt das Gift direkt in den Blutkreislauf und kann sich schnell im Körper verteilen. Die Reaktion ist von Mensch zu Mensch verschieden. Kinder sowie Personen mit Allergien oder empfindlichem Immunsystem können besonders stark auf das Gift reagieren.
Daher ist es so wichtig, dass umgehend nach einem Petermännchenstich schnell und vor allem richtig gehandelt wird! Das wichtigste hierbei ist, dass sofort Hitze >40°C auf die Einstichstelle gelangt, die dann die Eiweißmoleküle des Giftes zerstören und verhindern, dass das betroffene Körperteil extrem anschwillt und sich das Gift weiter flächendeckend im Körper verteilt. I.d.R. sind entweder die Füße davon betroffen, da man im trüben Wasser auf das eingebuddelte Tier tritt, oder die Hände, da man beim Angeln unbedarft den Fisch anfasst.
Umgehend einen Arzt aufsuchen, der dann die Behandlung fortsetzt und 3 Tage lang in Reichweite eines Krankenhauses bleiben. Sollten Atemnot oder andere Symptome auftreten, umgehend ins Krankenhaus fahren! Wenn nach 3 Tagen keinerlei Veränderungen erkennbar sind, kann der Urlaub fortgesetzt werden - allerdings sollte die betroffene Person immer noch regelmäßig beobachtet werden.
Hitze kann entweder durch das Eintauchen des betroffenen Körperteils in entsprechend heißes Wasser entstehen, oder das Aufsetzen eines "bite away"(*) Stiftes. Dieses Gerät ist eigentlich zur Linderung der Beschwerden von Mückenstichen gedacht, kann hierbei allerdings auch sehr gute Dienste leisten, da auf Knopfdruck die benötigte Hitzestärke da ist. Wir hatten dieses Teil damals sogar im WoMi, da wir dies aber nicht wussten, haben wir fälschlicher Weise auch noch gekühlt. Das Ergebnis waren extreme Schmerzen und eine angeschwollene Hand, die Hulk Hogan mehr als Konkurrenz gemacht hat und erst nach 4 Monaten wieder normale Maße angenommen hat. Mittlerweile gibt es auch noch anderer Lösungen, von denen ich "heat it" (*), das übers Handy und App gesteuert jederzeit im Rucksack mit dabei sein kann, noch besser finde.
In den Folgetagen ist es wichtig, dass keine zu große körperlichen Anstrengung stattfindet. Wenn die Hitzebehandlung stattgefunden hat, kann im Anschluss dann gekühlt werden, um die Schwellung ein wenig zu minimieren. Sollte die Einstichstelle an der Hand sein, so wie bei Holger, dann hat sich bei uns die Weinkühlmanschette(*) in Verbindung mit einem Buff als sehr gutes Hilfsmittel entpuppt. Buff über die Hand wickeln, damit es nicht zu kalt ist und anschließend die Kühlmanschette darüber stülpen. Strahlt für einen gewissen Zeitraum eine gleichmäßige Kälte aus und kann nicht wegrutschen.
Um einem Petermännchenstich vorzubeugen empfiehlt es sich daher, am Strand Strand- oder Badeschuhe zu tragen und beim Angeln mit entsprechenden Handschuhen die Fische anzufassen.
Wir werden niemals mehr einen Fisch anfassen, der nur annähernd Ähnlichkeit mit dem Petermännchen hat. Andere angeln allerdings ganz bewusst darauf, da sein Fleisch wohl ein wahrer Leckerbissen sein soll.
Wenn Ihr es also bewusst angeln wollt, solltet Ihr beim Ausnehmen auf jeden Fall Handschuhe und ggf. auch eine Schutzbrille tragen und umgehend die Giftstachel und die Kiemendeckel entfernen. Dann ist die größte Gefahr gebannt.