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Angeln in Norwegen

Tim und Kim sind verschwunden, ich stehe alleine am Fuße der Storseisundbrua und angle fleißig weiter. Da bewegt sich was - ein Biss! Hektisch reiße ich die Angel hoch und fange zu kurbeln an. Und kurbel - und kurbel - und kurbel - und es ist einfach nur schwer. Hatte ich anfangs noch das Gefühl, es bewegt sich was, so kämpfe ich jetzt nur noch damit, die Angelsehne einzuholen. Also Fehlalarm - nur schweres Seegras. Somit ändere ich die Taktik und ziehe immer schön schräg die Sehne ein. Wildes Umhergefuchtel und plötzlich fühlt es sich wieder wie eine Bewegung an. Und was ist das, was da so golden glänzt? Oh shit, ein Fisch! Und was für einer!! Nervös kurbel ich weiter und bemühe mich, ihn auch anzulanden. Beim Anblick hätte ich fast vor Schreck die Angel fallen lassen und in dem Augenblick, als ich ihn mit dem Kopf auf einem der unteren Steine hatte, machte es ein lautes Geräusch und die Angelsehne ist gerissen. Da lag er nun mit meinem Lieblingsblinker im Maul und drohte, davon zu schwimmen. Keine Ahnung, was oder ob ich überhaupt gedacht habe. Die Angel flog auf die Steine nebenan, ich bin mutig 2 Steine runtergesprungen und habe das Vieh am Kopf umklammert und an mich gedrückt weiter nach oben gehievt - bis ich ihn so zwischen Steinen liegen hatte, dass er nicht mehr weg konnte. In die Kiemen zu fassen, habe ich mich nicht getraut und mein Totschläger lag ganz wo anders. Von den anderen keiner weit und breit zu sehen und ich mit dem Fisch im Arm. Na super! Irgendwann tauchten Tim und Kim wieder auf und ich schrie: "Ich brauche den Totschläger und Hilfe - ich habe einen großen Fisch gefangen!" Allgemeines Grinsen und "Ja, ja", war die Resonanz. Als sie dann bei mir standen, waren die Augen groß. "Ups, der ist ja wirklich riesig!" 97cm hat Tim gemessen - ein ganz schön großer Dorsch. Tja, für eine Viertelstunde waren wir 2 das Fotomotiv schlecht hin und die Brücke trat in den Hintergrund. Keine Ahnung, wo die ganzen Leute plötzlich herkamen. War mir auch egal. Denn ich habe den Fisch rausbekommen und meinen Lieblingsblinker gerettet.


Sich beim Discounter oder Amazon eine günstige Angel und Zubehör kaufen und sein Glück versuchen? In Deutschland undenkbar, da man hier erst einmal die Fischereiprüfung ablegen und bestehen muss, um überhaupt in deutschen Gewässern angeln zu dürfen. In Norwegen ist dies nicht notwendig. Es gibt zwar auch Regeln, die man kennen und einhalten muss, aber einer Prüfung bedarf es nicht.


Gerade in ganz Skandinavien sieht man oft Angeln an den Außenspiegeln der WoMis stehen, denn hier gibt es noch immer viele große Fische, die des Anglers Herz höher schlagen lassen. Meine ersten Angelversuche habe ich eigentlich mehr aus Spaß beim ersten Skandinavienurlaub unternommen - mit einer Billigangel von Lidl. Dort haben wir unsere (mittlerweile) dänischen Freunde kennengelernt und Kim hat mir das Angeln und auch das Töten und Ausnehmen beigebracht. Am Ende dieses Urlaubs war ich so geflasht, dass ich in Deutschland den Angelschein gemacht und mir eine ordentliche Rute zugelegt habe. Meistens Angel ich dann allerdings doch nur im Urlaub, aber ich war auch hier schon auf Hering, Dorsch und Forelle erfolgreich.

 

So einfach mit Angel kaufen und loslegen wie und wo man will,  ist es dann allerdings doch nicht. Denn auch in Norwegen gibt es hierfür staatliche Regeln, die man tunlichst einhalten sollte, da sonst hohe Strafen drohen.  Hier habe ich die wichtigsten Regeln für Euch zusammengetragen, damit Eurem Angelabenteuer nichts im Wege steht:

 

Angelregeln in Norwegen:

 

Angeln gehört in Norwegen zu jeder Jahreszeit einfach zum Lebensgefühl mit dazu. Ob Meeres-, Süßwasser- oder Eisangeln - hier kann man stets sein Glück versuchen.  Die über 100.000km lange Küstenlinie, unzählige Seen und Flüsse bieten vielfache Möglichkeiten, sehr große Fische rauszuziehen und allseits beliebt sind natürlich Lachs und Forellen. Vorsicht ist beim Angeln an der Mündung eines Lachsflusses geboten.  Hier gelten besondere Bestimmungen und diese Zonen (i.d.R. 100m), in denen auch im offenen Meer nicht geangelt werden darf, sollten unbedingt eingehalten werden, denn die Strafen sind ziemlich hoch. Dies gilt auch für das Angeln aus dem Boot heraus. Hier ist unbedingt ein Mindestabstand von 150-200m von einer der vielen Aquakulturen in den Fjorden einzuhalten. Sofern man vom Boot aus angelt, besteht Schwimmwestenpflicht und festes Schuhwerk ist wichtig.

 

In Norwegen muss man keine Fischereiprüfung ablegen, benötigt allerdings für das Süßwasserangeln in den Seen, Flüssen und Bächen einen Angelschein (fiskekort). Man kann ihn in Angel-, Jagd- oder Sportgeschäften, der Touristeninfo, an Tankstellen, den lokalen Fischereiverbänden oder auch Automaten für die jeweils umliegenden Seen erwerben. Die Preise sind unterschiedlich, es gibt Tages- und Wochenkarten. Die Angelscheine sind auf ein bestimmtes Gebiet und teilweise auch auf Zeiten limitiert. Von daher muss man ganz genau schauen, wofür man den Schein erwirbt. Sofern man auf Lachs, Meerforelle oder Arktischen Saibling gehen möchte, muss man zur "fiskekort" auch noch eine Zusatzgebühr ("fiskeravgift") bezahlen. Diese kann man online unter https://info.inatur.no/om-fiskekort oder in den örtlichen Postfilialen entrichten. 

 

In den Fjorden und überall an der Küste hingegen kann man auch ohne Angelschein angeln - zumindest dort, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Verbotsschilder sollten sehr genau berücksichtigt werden, denn die Strafen in Norwegen können schnell sehr teuer werden. "Catch und Release", also das reine Sportangeln bzw. Angeln fürs Foto ist in Norwegen ebenfalls verboten. Touristen dürfen nur für den Eigenbedarf mit Handangel fischen und den Fang auch nicht verkaufen.

 

Die Fischvielfalt in den Gewässern ist sehr groß, es gibt allerdings auch eine längere Liste von Fischarten, die ganzjährig geschützt sind. Dies sind Dorn-, Riesen-, Seiden- und Heringshai, Roter Thunfisch, Blauleng, Hummer und Aal. Zeitlich befristet sind Heilbutt, Schwarzer Heilbutt, Rotbarsch und Seehase sowie Kabeljau und Dorsch im Oslofjord geschützt. Die genauen Bestimmungen erhält man mit Erwerb des Angelscheins bzw. erfährt sie am Angelgewässer/auf dem Campingplatz.

 

Auch in Norwegen gibt es Mindestmaße, die in Abhängigkeit vom Breitengrad variieren können. Es wird oberhalb und unterhalb von 62°N unterschieden:

 

Dorsch südlich 62°N:  40cm 

Dorsch nördlich 62°N: 44cm

Dorsch Südnorwegen: Fangverbot vom 01.01. - 30.04

Schellfisch südlich 62°N: 31cm

Schellfisch nördlich 62°N: 40cm

Seehecht: 30cm

Wittling: 32 cm

Scholle 29cm

Rotzunge: 25cm

Seezunge: 24cm

Weißer Heilbutt: 80cm

Schwarzer Heilbutt: 45cm

Steinbutt: 30cm

Flunder: 20cm

Hering (Skagerrak): 18cm

Nordsee-Hering: 20cm

Norwegischer Hering: 25cm

Rotbarsch: 32 cm / Fangverbot nördlich 62°N

 

Für Seelachs, Pollack, Makrele und Steinbeißer gibt es kein Mindestmaß

 

Die beliebtesten Fische, die Ihr in Norwegen angeln könnt, fangt Ihr in der Regel auf eine ähnliche Weise. Hier die wichtigsten Grundinfos zu Angelplätzen, Angeltechniken und der optimalen Fangmethode:

 

Beliebte Angelplätze:

  • Küstenbereiche: Viele Raubfische sind häufig in Küstennähe anzutreffen. Hier können sie sehr gut vom Ufer oder vom Boot aus geangelt werden. Für Forellen sind Stege, Molen, Buchten und Strandabschnitte mit sandigem oder kiesigem Untergrund sehr gute Angelspots. Für Pollacks eher felsige Küstenabschnitte mit reichlich Versteckmöglichkeiten und Steinbutte findet man auch häufig auf Sandbänken.

  • Offenes Meer: Einige Fischarten ziehen gerne im Schwärmen im offenen Meer herum (z.B. Makrelen, Heringe). Sie kann man am besten vom Boot aus angeln. Hier macht ggf. auch der Einsatz eines entsprechenden "Padanostersystems" Sinn.

  • Fjorde: Fjorde bieten vielen Fischarten Schutz und Nahrung. Am besten können sie hier vom Boot aus geangelt werden. Aber auch von Land aus kann man Glück haben, da die unterschiedlichen Fischarten teilweise in verschiedenen Tiefen oder Lebensbereichen unterwegs sind. Gut ist es auch, eine Felskante unter dem Angelspot befindet - aber Vorsicht, das produziert auch Hänger.

  • Buchten und Förden: Auch sie bieten vielen Fischarten Schutz und Nahrung. Hier kann man sowohl vom Ufer oder vom Boot aus angeln.

  • Unterwasserberge und Plateaus: Unterwasserberge und Plateaus sind Hotspots für viele norwegische Fisch.  Hier angelt man am besten vom Boot aus. Da ist es auch einfacher, die Hänger wieder zu lösen.

  • Steilwände und Abhänge: An Steilwänden und Abhängen finden Raubfischarten, wie z.B. Pollacks, oft Nahrung in Form von Kleinfischen und Krebstieren. Die Steinbutte lauern hingegen in Kanten und Löchern, um die vorbeikommende Beute zu fangen.

  • Hafenbereiche: Einige Fische, wie u.a. Makrelen, sind oft in der Nähe von Häfen und Piers zu finden, da hier Kleinfische leben, die sie gerne fressen. Also ideal, um von Land aus zu angeln.

  • Brücken: Brückenpfeiler und andere Strukturen im Wasser bieten den Fischen, insbesondere auch Meerforellen, Schutz und Nahrung. Daher sind sie sehr gute Angelplätze, zumal man hier recht einfach von Land aus angeln kann.

  • Flüsse: Beliebt in Norwegen sind auch die "Lachsflüsse", die hier zum Laichen her wandern. Gute Angelplätze sind daher Mündungsgebiete, Stromschnellen und tiefe Gumpen. Aber Vorsicht: für Lachse gelten strenge Regeln, die unbedingt eingehalten werden müssen. Es gibt allerdings auch noch andere Fischarten, die man in Flüssen angeln kann.

  • Fließgewässer: Neben Flüssen leben einige Fische - wie z.B. die Forellen auch in Bächen und Strömen. Gute Angelplätze sind Stromschnellen, Gumpen und tiefe Stellen im Flussbett. Pollacks, als aktive Jäger, lieben es z.B. auch, in strömungsreichen Gewässern zu jagen.

  • Mündungsgebiete: Flüsse und Bäche, die ins Meer münden, sind ebenfalls gute Angelplätze, insbesondere für Meerforelle. Hier ziehen die Fische auf der Suche nach Nahrung und Laichplätzen entlang.

  • Wracks und Riffe:  Auch Wracks und Riffe können hervorragende Angelplätze sein, da sie den Fischen - wie z.B. dem Pollack - Schutz und Nahrung bieten. Hier angelt man vom Boot aus.

  • Seen: Auch Seen sind Heimat eines reichhaltigen Fischbestandes. In Norwegen gibt es einige davon, in denen u.a. Lachse und Forellen ganzjährig leben. Gute Angelplätze sind tiefere Stellen im See und die Nähe zu Einläufen oder Ausläufen.

  • Angelteiche: Forellen werden in vielen Forellenteichen eingesetzt. Diese Teiche bieten eine gute Möglichkeit, Forellen in einer gepflegten Umgebung zu angeln und bieten eine deutlich höhere Chance, auf Fischfang, da man ja weiß, dass Fische eingesetzt wurden.

 

 

Geeignete Angeltechniken:

  • Spinnfischen: Spinnfischen ist eine beliebte Technik zum Angeln, absolut anfängertauglich und auch meine Lieblingstechnik. Man wirft die Angel mit dem Köder aus, lässt ihn möglichst tief sinken und kurbelt dann mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Köderführung ein. Man versucht quasi, einen schwimmenden Fisch zu imitieren.

  • Pilken: Pilken ist auch eine gute und einfache Technik. Hierbei lässt man den Pilker bis zum Grund absinken und hebt ihn dann mit kurzen, ruckartigen Bewegungen hoch und zum Schluss dann auf diese Weise auch wieder ein. Hier versucht man, die Fische, die sich unten am Grund befinden, anzulocken.

  • Grundangeln: Diese Methode wird verwendet, um Dorsche in tiefen Gewässern zu fangen. Hierfür benötigt man eine Grundmontage, bei der der Köder an einem Blei befestigt und dann auf den Grund geworfen wird. Hierzu am besten eine Youtube-Anleitung anschauen.

  • Trolling: Trolling ist eine bequeme und gute Methode, um große Dorsche vom Boot aus zu fangen. Hierbei wird die Angel gut am Boot befestigt und der Köder einfach hinterher geschleppt. Wenn etwas beißt, dann einholen und darauf gefasst sein, dass der Fisch auch etwas größer sein kann.

  • Fliegenfischen: Fliegenfischen ist eine anspruchsvolle, aber auch sehr reizvolle Technik zum Angeln auf Lachs oder Forelle. Hierfür benötigt man eine entsprechende Angelausrüstung, ein Wathose und mit der richtigen Wurftechnik und Fliegenwahl kann man so gezielt auf Lachse und Forellen in unterschiedlichen Gewässern angeln.

 

 

Fangmethoden:

  • Anhieb: Wenn Ihr einen Biss spürt, dann setzt Ihr einen kräftigen Anhieb - sprich, reißt die Angel kräftig und ruckartig hoch und nach hinten. Viele Fische haben ein hartes Maul, daher ist es wichtig, dass der Anhieb fest sitzt und der Fisch sich nicht wieder befreien kann.

  • Drillen: Viele Fische können sehr kampflustig sein. Daher solltet Ihr den Fisch vorsichtig Drillen und dabei ermüden lassen, bevor Ihr ihn landet. Hierzu die Bremse nicht zu hart einstellen, sondern dem Fisch immer wieder etwas Raum lassen, zu schwimmen und zu kämpfen. Aber niemals die Spannung locker lassen! Sonst hat der Fisch, je nachdem, wie der Haken sitzt, die Möglichkeit, sich doch noch zu fangen. Wozu das gut ist? Damit ist die Chance, einen sich hartnäckig wehrenden Fisch auch wirklich anlanden zu können, damit er sich nicht beim "rausheben" noch befreit.

  • Landen: Am sichersten ist es, einen Kescher mit großen Maschen zu verwenden, um den Fisch zu landen. Wichtig dabei ist, dass der Fisch in den Kescher geführt wird. Also auch wenn Ihr Unterstützung habt, muss Euer Helfer den Kescher ins Wasser halten und Ihr, die Ihr den Fisch an der Angel habt, führt ihn in den Kescher. Wenn man es andersherum macht, besteht die Gefahr, dass der Fisch bei einem ungünstigen Unterheben abspringt. Große Maschen sind gerade bei Drillingshaken von Vorteil, da sich diese sehr gerne in den kleinen verheddern, was das befreien des Fisches und des Hakens deutlich erschweren kann.

 

Für unsere Lieblinge heißt dies konkret:

Unter www.visitnorway.de findet man viele hilfreiche Informationen - auch zum Angeln. Vielerorts werden geführte Touren (besonders für Laien bei Lachs und Forelle zu empfehlen) und Bootsausflüge angeboten, bei denen man auch als Anfänger die Möglichkeit hat, einen großen Fisch zu fangen.

 

Es empfiehlt sich, die eigenen Angelausrüstung mit zu bringen, da die Preise in Norwegen deutlich teurer als bei uns sind. Wenn Equipment nachgekauft werden muss, dann empfiehlt es sich zu prüfen, ob eine Biltema Filiale in der Nähe ist. Hier sind die Ausrüstungsgegenstände billiger als in den Angelgeschäften. Kleinmaterial wie Stahlvorfächer, etc. bekommt man beim Kundenservice ausgehändigt und findet sie nicht in den Regalen.

 

Wenn Ihr das Angeln in Norwegen erst einmal ausprobieren und in keine teure Ausrüstung investieren wollt, dann geht dies auch mit einem günstigen Angebot bei Amazon(*):

 

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